Technischer Fortschritt kann ganz wesentlich dazu beitragen, die Klimabelastungen zu verringen. 87 Prozent der Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik sind hiervon überzeugt, während nur 13 Prozent von einem begrenzten Beitrag ausgehen (Schaubild 1). Dabei wird grünen Technologien ein erhebliches Potential für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zugeschrieben. 87 Prozent sind überzeugt, dass grüne Technologien große oder sogar sehr große Chancen hierfür bieten (Schaubild 2).
Erneuerbare Energien und Grüner Wasserstoff wichtigste Technologien
„wem>Der Ausbau erneuerbarer Energien muss entschlossener vorangetrieben werden. Die Rolle der Wasserkraft als Netzstabilisator und zur Gewinnung von grünem Wasserstoff muss in diesem Kontext stärker wahrgenommen werden.“, sagt Voith CEO Dr. Toralf Haag. Insbesondere regenerativen Energien wird ein großes Potential zur Verringerung der Klimabelastung zugeschrieben, gefolgt von grünem Wasserstoff, noch deutlich vor der in der Öffentlichkeit viel diskutierten Elektromobilität. 94 Prozent schreiben regenerativen Energien großes Potential zu, 79 Prozent grünem Wasserstoff und 48 Prozent Elektromobilität (Schaubild 3).
Nachholbedarf bei der Industrie
Bei der Zielsetzung sind sich die Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Politik einig: 96 Prozent sind davon überzeugt, dass sich die deutsche Industrie konsequent auf Umwelt- und Klimaschutz ausrichten sollte.
Allerdings gibt es noch Nachholbedarf bei der Industrie. Die Einschätzung der tatsächlichen Ausrichtung auf Umwelt- und Klimaschutz bleibt stark hinter dem für notwendig gehaltenen Niveau zurück. 58 Prozent der Führungsspitzen sind überzeugt, dass Umwelt- und Klimaschutz in der deutschen Industrie bereits zurzeit einen hohen Stellenwert haben, während 40 Prozent nur eine begrenzte Ausrichtung auf diese Ziele erkennen können. Die Ausrichtung des eigenen Unternehmens auf Nachhaltigkeitsziele wird hierbei weitaus positiver bewertet, als dies bei der Industrie insgesamt der Fall ist. So ziehen 84 Prozent der Führungsspitzen aus der Wirtschaft die Bilanz, dass Umwelt- und Klimaschutz in ihrem Unternehmen bereits jetzt einen hohen oder sogar sehr hohen Stellenwert haben (Schaubild 4).
Es gibt jedoch einen breiten Konsens, dass die deutsche Industrie mehr in grüne Technologien investieren muss. Lediglich ein Drittel der Spitzenkräfte attestiert der deutschen Industrie ausreichende Investitionen in diesem Bereich, während 64 Prozent eine Ausweitung der Investitionen anmahnen (Schaubild 5).
Industrie 5.0 braucht ein Zusammenspiel aus Politik und Wirtschaft
„Grüne Technologien bieten enorme Chancen für Deutschland und Europa“, sagt Professor Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School Berlin. Europa sei im Bereich grüner Technologie gut aufgestellt, droht aber im Wettbewerb mit den USA und China zurückzufallen, wenn nicht schnell und entschlossen gehandelt wird, so Meissner. Unternehmen seien hier im besonderen Maße gefordert. „Mitarbeiter brauchen mehr Freiräume, um an innovativen Produkten und Geschäftsmodellen arbeiten zu können.“ Außerdem könnten sektorübergreifende Kooperationen helfen, grüne Technologie für den Weltmarkt zu entwickeln. „Wenn es Deutschland gelingt, im Bereich Industrie 5.0 ein Vorreiter zu werden, kann dies den Grundstein für die Wettbewerbsfähigkeit und damit den Wohlstand und die Sicherheit des Landes in den nächsten Jahrzehnten legen.“, fasst Meissner zusammen.
Industrie wird als Haupttreiber für Innovationen wahrgenommen
Die Industrie wird zurzeit am ehesten als Innovationsmotor gesehen. 46 Prozent der Spitzenkräfte ziehen die Bilanz, dass die wichtigsten technologischen Innovationen zurzeit von der Industrie kommen; 29 Prozent sehen vor allem die Forschungseinrichtungen als Generator von Innovationen, lediglich 16 Prozent die Start-up-Szene (Schaubild 6). „Wir brauchen eine stärkere Kooperation zwischen Industrie und Forschung, aber auch bei der Unterstützung von Ausgründungen aus Universitäten. So können mehr nachhaltige Innovationen ´made in Germany´ entstehen“, sagt Voith CEO Dr. Toralf Haag.
Auch die Energiewende als Ganzes wird von den Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik eher positiv bewertet. Drei Viertel der Spitzenkräfte sind überzeugt, dass die Umsteuerung auf regenerative Energien überwiegend Chancen mit sich bringt; lediglich jeder Fünfte assoziiert die Energiewende überwiegend mit Risiken (Schaubild 7). Die überwältigende Mehrheit ist auch überzeugt, dass die Bemühungen um Dekarbonisierung die Unternehmen der deutschen Industrie eher stärken als schwächen werden; lediglich jeder Vierte ist vom Gegenteil überzeugt (Schaubild 8).
Bürokratie größtes Hindernis für grüne Transformation
Aktuell werden die Energiewende und eine Transformation der deutschen Wirtschaft hauptsächlich durch Bürokratie ausgebremst. 91 Prozent der Führungsspitzen kritisieren die Dauer von Genehmigungsverfahren, drei Viertel sehen ein Haupthindernis in den bestehenden Gesetzen und Vorschriften und den Widerständen von Bürgern und Politik vor Ort. Dagegen halten nur 28 Prozent unzureichende staatliche Investitionen für ein gravierendes Hindernis beim Ausbau regenerativer Energien, ganze 14 Prozent mangelndes Know-how (Schaubild 9).
Spiegelbildlich findet sich der Abbau von Bürokratie auch an der Spitze der notwendigen Voraussetzungen für die Beschleunigung des Innovationstempos in Deutschland. 75 Prozent der Spitzenkräfte sehen dies als besonders wichtige Voraussetzung, weitere 21 Prozent als ebenfalls noch wichtige Voraussetzung. Auf den nächsten Rängen folgen die Gewinnung junger Menschen für die MINT-Berufe und die Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen. 92 Prozent insgesamt halten eine Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen für wichtig, darunter 59 Prozent für besonders wichtig. Die verstärkte Gewinnung von Nachwuchs für die MINT-Berufe halten 91 Prozent für wichtig, 61 Prozent für besonders wichtig (Schaubild 10).
Über den Industrie 5.0 Report
Der Industrie 5.0 Report wurde gemeinsam vom European Center for Digital Competitiveness an der ESCP Business School Berlin und Voith entwickelt. In dessen Auftrag führte das Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach eine Befragung von rund 500 Spitzen aus Politik und Wirtschaft durch, darunter Geschäftsführer und Vorstände aus der Wirtschaft sowie führende Politiker wie Minister, Staatssekretäre und Fraktionsspitzen.
Die Interviews wurden zwischen dem 13. Juni 2022 und dem 06. Juli 2022 durchgeführt. Die Leitung der Studie liegt bei Professor Dr. Renate Köcher vom IfD Allensbach sowie Professor Dr. Philip Meissner, Professor Dr. Klaus Schweinsberg und Klára Moozová vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School Berlin.
Weitere Ergebnisse und alle Schaubilder unter: digital-competitiveness.eu/industrie5-0/
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