Die Mehrheit der Deutschen hält es für zeitgemäß und wichtig, dass Studierende einen Teil ihres Studiums im europäischen Ausland absolvieren. In einer vom Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der ESCP Business School Berlin durchgeführten Studie* sind 77 Prozent der Befragten dieser Ansicht. Dabei sind vor allem ältere Menschen vom Nutzen eines Studienaufenthaltes im europäischen Ausland überzeugt: 83 Prozent der Bundesbürger ab 60 Jahren erachten diesen für sehr wichtig oder wichtig. Unter den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren teilen hingegen nur 67 Prozent diese Ansicht.

Finanzielle Förderung und europäischer Abschluss als Anreiz

Für ein Studium im europäischen Ausland müssen laut Prof. Dr. Andreas Kaplan, Rektor der ESCP Berlin, Anreize und erleichternde Strukturen geschaffen werden, etwa finanzielle Förderung und ein einheitlicher europäischer Abschluss. Er hält es im Sinne der innereuropäischen Einheit und einer stärkeren Identifikation mit der EU für unerlässlich, die Idee einer Europäischen Hochschule zu forcieren. Das sehen auch die von forsa befragten Bundesbürger ähnlich: Fast drei Viertel (71 Prozent) glauben, dass eine Hochschul-Kooperation auf EU-Ebene die Identifikation der Studierenden mit Europa verstärken wird.

Die Strukturen an der ESCP können dafür durchaus als Vorbild dienen: Studierende müssen einen Teil ihres Studiums an mindestens einem der anderen Standorte in London, Madrid, Paris, Turin oder Warschau verbringen. Zudem können sie zusätzlich an einer der mehr als 100 Partneruniversitäten weltweit studieren. Die erworbenen Creditpoints werden anerkannt, die Studienzeit verlängert sich durch die Auslandsaufenthalte nicht. Ein Umstand, der bei selbst organisierten Studienaufenthalten nicht immer gegeben ist. Auch mehr als 20 Jahre nach Einführung des Bologna-Prozesses ist es nicht selbstverständlich, dass die Heimatuniversität Studienerfahrungen aus dem Ausland anerkennt.

Mehr Sprachkompetenz, Verständnis für andere Kulturen und verbesserte Karriereaussichten

Wenn es um den Kompetenzgewinn geht, den ein Studienaufenthalt im Ausland mit sich bringt, ist sich die große Mehrheit der Befragten einig: 81 Prozent nennen die verbesserten Fremdsprachenkenntnisse und 80 Prozent ein wachsendes Verständnis für andere Kulturen als größte Vorteile. Zwei Drittel (66 Prozent) sehen das Auslandsstudium vor allem als Baustein für die spätere Karriere und als nützlich für den Aufbau eines internationalen Netzwerkes (64 Prozent). Nur die Hälfte hält den Spaßfaktor während eines solchen Aufenthaltes für entscheidend (Mehrfachnennungen möglich).  

Englisch als einheitliche Hochschulsprache

In Bezug auf die Lehrsprache ist die große Mehrheit der Befragten (70 Prozent) dafür, Vorlesungen und Seminare auf Englisch anzubieten, also eine einheitliche Lehrsprache zu schaffen. Nur 27 Prozent würden die Landessprache vorziehen. Andreas Kaplan teilt die Mehrheitsmeinung: „Will man eine Vielzahl unterschiedlicher Kulturen im Vorlesungssaal zusammenbringen, ist eine einheitliche Sprache unerlässlich. Gleichzeitig sollten die Studierenden außerhalb der Universität die Landessprache lernen. Um an der ESCP einen Abschluss zu erhalten, müssen die Studierenden mindestens die Dreisprachigkeit erreichen. Denn erst dadurch erwerben sie ein Verständnis für die andere Kultur.“ Ein Aufwand, den nach Beobachtungen von Kaplan jedoch so manche Studierende zu scheuen scheinen.

Europa als Trainingsfeld für interkulturelle Kompetenz

Nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem vergangenen Jahr absolvierte die Mehrheit der fast 160.000 deutschen Studierenden einen Teil ihres Studiums in europäischen Ländern wie Österreich, die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz. Doch zieht es junge Leute mittlerweile zunehmend in weiter entfernte Länder wie die USA (Platz 6) und China (Platz 8). „Dieses Ergebnis deckt sich mit unseren Beobachtungen, dass Studierende nicht mehr unbedingt einen Teil ihres Studiums im europäischen Ausland absolvieren wollen“, sagt Andreas Kaplan. Die Entwicklung sieht er mit gemischten Gefühlen: „China ist zwar ein spannendes Land und aus arbeitsmarktpolitischen Überlegungen sicher interessant. Allerdings empfiehlt es sich, dass Studierende ihre kulturelle Intelligenz zunächst einmal im europäischen Ausland trainieren, damit ein Aufenthalt in einem kulturell entfernteren Land auch tatsächlich den erhofften Mehrwert bringt“, so Kaplan.

* Bei der repräsentativen Studie wurden im März 2019 bundesweit 1.005 Bürger ab 18 Jahre von forsa befragt.

 

Über die Europäische Hochschule

Die Europäische Universität als Kooperation von Hochschulen mehrerer europäischer Länder hatte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron im Herbst 2017 gefordert. In diesem Kontext hat Prof. Dr. Andreas Kaplan „Fünf Thesen zur Europäischen Hochschule“ formuliert. Diese Thesen sind unter „The European Way“ veröffentlicht, einer Webseite der ESCP, die hier ihr Engagement und ihre inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Europa zusammenfasst.

Die Beiträge finden Sie auf der Webseite der ESCP: www.escpeurope.eu/european-way

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